Richtig bewerben in Frankreich
Frankreich ist Deutschlands größter Handelspartner und geschichtlich, kulturell, politisch und wirtschaftlich sehr eng mit Deutschland verknüpft. Auch wenn die Beziehung zwischen den Ländern nicht immer spannungsfrei war und ist, nehmen beide Länder im Zentrum Europas und in der Welt eine herausragende Stellung ein.
- Welche Arbeitsmöglichkeiten gibt es in Frankreich?
- Wie sind die Lebensbedingungen in Frankreich?
- Worauf sollte bei der Bewerbung geachtet werden?
- Welche Visa- und Einreisebestimmungen gibt es?
Welche Arbeitsmöglichkeiten gibt es, welche deutsche Firmen, wie viele Deutsche arbeiten hier?
Frankreich bietet vielfältige Möglichkeiten für Deutsche, die hier ihr berufliches und privates Glück finden möchten. Laut Statistik haben zwischen 40 000 und 60 000 Deutsche ihren Lebensmittelpunkt in Frankreich. Diese Zahl könnte sogar noch höher sein; genaue Zahlen sind nicht bekannt, da keine allgemeine Meldepflicht besteht. Darüber hinaus ändert sich die Zahl der Deutschen, die in Frankreich arbeiten kontinuierlich, da stets neue Menschen nach Frankreich kommen und andere das Land verlassen. Obwohl die Arbeitslosigkeit in Frankreich relativ hoch ist, bietet sich eine Reihe von Arbeitsmöglichkeiten für deutsche Staatsbürger, die auswandern möchten. Wie in fast allen Ländern werden Facharbeiter und gut ausgebildete Menschen gesucht. Ausgezeichnete Chancen für Spezialisten bietet die Computer- und Elektronikbranche. Auch in der Fertigungstechnik sowie im Verkauf werden immer qualifizierte Mitarbeiter gesucht. Möchtest du in Frankreich erst einmal Fuß fassen und deine Sprachfähigkeiten perfektionieren, solltest du über eine temporäre Arbeit im Tourismusgewerbe nachdenken. Auch in diesem Sektor werden immer motivierte Mitarbeiter gesucht. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an deutsch-französischen Unternehmen, welche mehrsprachiges, hoch qualifiziertes Personal händeringend suchen. Eine gute Möglichkeit, um in Frankreich zu arbeiten, ist sich bei einem deutschen Unternehmen mit französischem Firmensitz zu bewerben. Da Frankreich und Deutschland wichtige Handelspartner füreinander sind, gibt es Hunderte deutsche Firmen, die in Frankreich tätig sind. In vielen dieser Unternehmen kannst du mit deinen Deutschkenntnissen glänzen, die eine wichtige Zusatzqualifikation darstellen.
In der folgenden Liste siehst du eine kleine Auswahl von deutschen Unternehmen mit Niederlassungen in Frankreich bzw. französische Unternehmen, die eng mit Deutschland zusammenarbeiten.
- Lidl (Straßburg)
- Agrion (Paris)
- Airbus (Toulouse)
- ARTE (Straßburg, Paris)
- BMW (Île-de-France)
Vergleich Frankreich - Deutschland
|
Frankreich |
Deutschland |
---|---|---|
Einwohner |
65,8 Mio. |
80,8 Mio. |
Fläche |
668.763 km² |
357.340 km² |
BIP / Einwohner |
31.300 € |
40.774 € |
Sprache |
Französisch |
Deutsch |
Urlaubstage |
30 Tage |
Ø 25 Urlaubstage |
Durchschnittsgehalt |
30.000 € |
40.692 € |
Steuern und Sozialabgaben |
48,9 % |
49,3 % |
Krankenversicherung und Sozialleistungen |
Die gesetzliche Sozialversicherung Sécurité sociale sichert gegen Krankheit, Alter und Berufsunfälle (bzw. beruflich bedingte Erkrankungen) ab. |
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Einreise- und Visabestimmungen |
Als deutscher Staatsbürger kannst du in Frankreich fast jede Arbeitsstelle annehmen. Nur einige Stellen als öffentlich Bediensteter sind französischen Staatsbürgern vorbehalten. Deutsche benötigen keine Einreiseerlaubnis und kein Visum. |
Wie sind die Lebensbedingungen in Frankreich?
Die Lebensqualität in Frankreich ist durchaus mit der in Deutschland zu vergleichen. Möchtest du in Frankreich arbeiten, bieten sich dir außerdem einige Vorteile, die in Deutschland nicht selbstverständlich sind. So werden Kinder in den sogenannten „crèches“ ganztägig betreut. Laut Eurostat beträgt das durchschnittliche Einkommen in Frankreich nicht ganz 29 000€ brutto im Jahr (europäische Statistikbehörde, Eurostat); das ergibt ein durchschnittliches Einkommen von 2400€ pro Monat. In manchen Branchen wie in der Industrie liegt das Bruttogehalt deutlich über diesem Durchschnittswert. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern gibt es in Frankreich das „Salaire minimum interprofessionnel de croissance“ (SMIC), einen Mindestlohn für ungelernte Mitarbeiter. Das SMIC beträgt 8,86€ pro Stunde. Das durchschnittliche Einkommen in Deutschland liegt bei ca. 30 000€ brutto jährlich (europäische Statistikbehörde, Eurostat). Das bedeutet ein Bruttogehalt von 2500€ im Monat. Das durchschnittliche Gehalt unterscheidet sich also kaum zwischen den Nachbarländern. In Frankreich beträgt die wöchentliche Arbeitszeit 35 Stunden. Diese Arbeitszeit liegt in Wirklichkeit häufig jedoch bei etwas über 40 Stunden pro Woche. Die genauen Arbeitszeiten musst du in deinem Arbeitsvertrag zusammen mit deinem Arbeitgeber festlegen. Gemeinhin gilt das Klischee, dass die Deutschen leben, um zu arbeiten und die Franzosen arbeiten, um zu leben. In der Realität stehen den Franzosen jedoch nicht mehr Urlaubstage wie den Deutschen zu. Grundsätzlich hast du als Arbeitnehmer in Frankreich ein Recht auf 2,5 Urlaubstage für jeden Arbeitsmonat. Das ergibt 5 Wochen Urlaub pro Jahr. Möchtest du in Frankreich arbeiten, solltest du dich an die Mentalität der Franzosen anpassen. So wird Pünktlichkeit in Frankreich viel weniger ernst genommen als in Deutschland. Außerdem solltest du beachten, dass Franzosen sehr stolze Menschen sind, die ihr Land lieben. Sei mit Kritik also lieber zurückhaltend. Die soziale Absicherung wird durch die Sozialabgaben an die Sécurité sociale (gesetzliche Sozialversicherung) finanziert. Die Sécurité sociale sichert gegen Krankheit, Alter und Berufsunfälle (bzw. beruflich bedingte Erkrankungen) ab. Als Arbeitnehmer musst du in Frankreich selbst die Einkommenssteuer bezahlen; dies geschieht nach einer Aufforderung meist Ende Mai. Nach Schweden belegt Frankreich den zweiten Platz in Europa, was die Höhe der Lohnnebenkosten betrifft.
Worauf sollte bei der Bewerbung geachtet werden?
Möchtest du dich um eine Stelle in Frankreich bewerben, kannst du es ruhig mit einer Initiativbewerbung versuchen. Es ist durchaus nicht selten, dass sich aus so einem Engagement ein Arbeitsvertrag ergibt. Natürlich kannst du auch einfach auf Stellenanzeigen antworten. Eine Bewerbung enthält einen lettre de motivation (Motivationsschreiben) sowie den curriculum vitae (Lebenslauf). Im Motivationsschreiben solltest du genau anführen, an wen du dich wendest, für welche Stelle du dich bewirbst und warum du dafür qualifiziert bist. Du kannst darin auch ausführen, was deine Ziele und Fähigkeiten sind. Das Motivationsschreiben sollte jedoch nicht länger als eine Seite sein. Ob du das Anschreiben auch am Computer schreiben kannst, solltest du zuvor beim Unternehmen abklären. Manche französische Unternehmen legen großen Wert auf einen handgeschriebenen lettre de motivation. Am Ende des Motivationsschreibens kommt die französische Abschiedsformel. Du solltest nicht darauf verzichten, da eine solche Verabschiedung Tradition hat. Ein gern gesehener Satz am Ende eines formellen Anschreibens ist zum Beispiel „Veuillez agréer l’expression de mes sentiments respectueux…“. Neben dem Anschreiben ist der Lebenslauf der wichtigste Bestandteil der Bewerbung. Der französische Lebenslauf sollte keinesfalls länger als zwei Seiten (A4) sein. Für alle, die sich nicht um eine Führungsposition bewerben, gilt ein Limit von einer Seite für den Lebenslauf. Du solltest darüber hinaus darauf achten, dass du deinen CV umgekehrt chronologisch erstellst. Das bedeutet, dass du die neuesten Einträge im Lebenslauf an den Anfang stellst. Du musst deiner Bewerbung nicht zwingend ein Foto von dir beifügen. In Frankreich ist es auch nicht üblich, Zeugnisse beizulegen.
Dein französischer CV sollte folgende Punkte enthalten:
- Angaben über deine Person (Coordonnées personelles):
Vor- und Nachname, Anschrift, Telefonnummer, E-Mailadresse, Familienstand etc. - Ziele (Compétences):
dieser Teil des Lebenslaufs ist freiwillig und sollte kurz gehalten werden. Du solltest hier in wenigen Sätzen auf deine beruflichen Ziele eingehen. - Bildung (Formation):
in diesem Unterpunkt solltest du umgekehrt chronologisch deinen schulischen Werdegang anführen. - Erfahrungen in der Arbeitswelt (Expérience professionnelle):
dies ist der mit Abstand wichtigste Punkt des Lebenslaufs. Auch hier solltest du umgekehrt chronologisch vorgehen. - Sprachen (Langues):
hier führst du deine Sprachkenntnisse an. - Verschiedenes (Divers):
hier kannst du über deine Freizeitbeschäftigungen sowie ehrenamtliches Engagement schreiben.
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Du musst deiner Bewerbung nicht zwingend ein Foto von dir beifügen. |
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Du solltest zuvor beim Unternehmen abklären, ob du das Anschreiben auch am Computer schreiben sollst. Manche französische Unternehmen legen großen Wert auf einen handgeschriebenen lettre de motivation. Am Ende des Motivationsschreibens solltest Du die traditionelle französische Abschiedsformel verwenden. Ein gern gesehener Satz am Ende eines formellen Anschreibens ist zum Beispiel „Veuillez agréer l’expression de mes sentiments respectueux…“. |
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Eine Darstellung wird in umgekehrt chronologischer Reihenfolge empfohlen. Deine letzte Arbeitsstelle oder Ausbildung steht also an erster Stelle. |
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Cover Letter und CV sollten jeweils nicht länger als eine Seite sein. Bewerbungen für eine Führungsposition dürfen auch einen zweiseitigen CV beinhalten. |
Welche Visa- und Einreisebestimmungen gibt es in Frankreich?
Als deutscher Staatsbürger kannst du in Frankreich fast jede Arbeitsstelle annehmen. Nur einige Stellen als öffentlich Bediensteter sind französischen Staatsbürgern vorbehalten. Obwohl es gesetzlich nicht notwendig ist, möchten manche Arbeitgeber, dass ihre aus dem europäischen Ausland stammenden Mitarbeiter eine Carte de séjour, eine Aufenthaltserlaubnis, beantragen.
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